oder
Die Formlose Schönheit
Zwischen Malibu und Yucca Valley
Am Anfang dieser Reise kam mir immer eine alte Freundin in den Sinn, ich wusste noch nicht genau warum. Sie hiess Christina, ging oft auf Reisen und war unheilbar krank. Immer wenn sie von einer Reise zurückkam, besuchte ich sie damals in Berlin, weil ich ihre Reisebeschreibungen so schön fand. Ich liebte es, ihr zuzuhören.
Ich erinnere mich an ihre Erzählungen aus Ägypten und Italien. Sie erzählte langsam, sehr langsam. Manchmal verstummte sie während sich vor ihrem inneren Auge noch einmal das Erlebte formte. Das war so intensiv, dass ich manchmal ihre Bilder selbst sehen konnte, noch bevor sie ihre Geschichte in Worte gefasst hatte.
An die Bilder kann ich mich nicht mehr erinnern, an die formlose Schönheit dieser Momente schon.
Wenn Christina mit uns auf Reisen ging, zog sie den Ärger einiger von uns auf sich, denn immer war sie die letzte und hob hier noch einen Stein auf und schaute dort noch einmal hin. Dass das okay war, wusste ich damals schon, aber viele Jahre später verstand ich erst, warum. Sie spürte, dass sie nicht mehr so viele Jahre leben würde und deswegen erlebte sie alles viel langsamer und intensiver als wir damals.
Denn wenn die Zeit knapp wird, ist die Lösung nicht immer ein Schneller und ein Mehr.
Und diese Erkenntnis nahm ich mit auf meine Reise und fotografierte nur manchmal, aber sehr gern und am liebsten das Schöne. Meine Reise hatte in San Francisco begonnen und einige Tage später, im Joshua Tree Park, las ich dann auch den Satz, den Christina wahrscheinlich damals schon kannte.
The faster the eye is moving the less you see.
Wir fuhren an der Küste hinunter bis Malibu, dort verbrachten wir drei Tage am Meer und fuhren dann weiter an Los Angeles vorbei, Richtung Palm Springs zu unserer nächsten Unterkunft im Yucca Valley, um von dort aus den Joshua Tree Park zu besuchen.
Beauty is in the eye of the beholder.
Schönheit wird sichtbar in der Lücke zwischen zwei Gedanken.
Wenn eine Unterbrechung im Gedankenstrom entsteht, ist ein flüchtiges Gefühl von Freude, tiefen Friedens oder immenser Schönheit möglich. Diese Momente entstehen manchmal zufällig, oft aber in der Natur, bei außerordentlicher körperlicher Anstrengung, besonderer Schönheit oder großer Gefahr.
What is wrong with this photo?
What is special with this photo?
What is strange with this photo?
Unsere Reise endete wieder in San Francisco. Und richtig schön waren hier auch: